Das Märchen vom Club

Veröffentlicht auf von Norberts

Das Märchen von den drei kleinen Schweinchen (Düsseldorf 2009)

Es war einmal drei kleine rosa Schweinchen, die langweilten sich fürchterlich. Also beschlossen sie einen Verein zu gründen. Und sie begannen, Regeln festzulegen, wer denn da alles mitmachen könne. Da die Schweinchen alle rosa und entweder schmutzig-rosa oder rosa-sauber daher kamen, sollten die Mitglieder vom Verein wenigstens bunte Schweinchen sein. Recht schnell kamen viele angelaufen. Auch rosa Schweinchen waren darunter, die mal für längere Zeit außer Landes gewesen waren und nun wieder Anschluss im Lande suchten. Oft mussten sie die Ferkel zurück lassen oder die Eber waren mit den Frischlingen in der Wüste verschwunden. Dadurch litten die Schweinchen sehr und suchten Hilfe. Der Verein half dann so gut
er konnte. Die Regeln, wie und wann man in den Club kommen konnte, waren einfach. Montags für alle, Dienstags für Feste, Mittwochs Sprechstunde, Freitags Party und Samstags auch. Und zu feiern gab es viel. Jedes Schweinchen brachte seine Musik mit, mit Zerrwanzt, mit Balalayka, Mundharmonika und viel, viel Stimme. Nach ein paar Proben und ein paar Auftritten bei Stadtteilfesten wurden sie sogar fest gebucht.
Das größte Problem war wie überall das Geld. Als gemeinnützig waren sie eingetragen worden und durften keinen Profit machen. Wie überall war die Miete für die vielen Räume ein Problem, ganz außerhalb der vielen Häuser hätte sie wirklich kein Schwein gefunden, so mussten die Büros wenigstens erreichbar sein.
Dann kam ein Fuchs und wollte mit den Schweinchen Geschäfte machen. Seltsam kam denen das vor, gemeinnützige Schweinchen durften doch keine Geschäfte machen, keinen Profit. Deshalb sprach man ja auch von Non-Profit Organisationen. Nachher war der Fuchs gar kein Fuchs, ein Wurm vielleicht, oder der Wolf aus dem Märchen? Ich kannte Herrn Fuchs, er hatte kaum noch Haare, Löcher im Fell und eben nur ein Bischen dumm und eingebildet. Ich kannte
auch meine Schweinchen, als sie noch wild waren und flüchten mussten, wenn die bunten Schweine-Eber ihre Ehefrauen - nein, ich benutze das Wort Sauen nicht, dafür ist es zu traurig, wenn die ihre Ehefauen suchten um sie umzubringen. Am Jahresende gab es dann die Jahreshauptversammlung und der Fuchs wurde
ausgeschlossen oder der Brei war gegessen, d.h. einstimmig war beschlossen worden das Herr Fuchs gehen musste.
Viel Zeit investierte man in die Kinder. Überall gab es in den Räumen Spielzeug und zwei wilde Keiler wurden engagiert um Löcher in die Wände zu schlagen, damit ein Kabel in die Räume fürs Internet in die Kinderzimmer gelegt werden konnte. Wann immer die Ferkel also Gedichte aufsagen wollte oder ein Liedlein trällern wollten hielt alles andächtig den Atem an und alles wurde sogleich zur Bühne. War der Auftritt vorrüber, ging alles wieder seinen Geschäften nach, als wenn nichts gewesen wäre. Obwohl man frei und offen war, gab es einige Mitglieder, die hatten ihre eigenen Vorlieben. Eins hatte sich die Schürze umgebunden, servierte und besorgte die Küche, so nett, das man vergas, das es ein Keiler war. Aber wer ihm da in die Quere kam, erntete einen Schwall netter Worte, deren Tempo verriet, das es hätte auch ein Maschinengewehr sein können. Dann kam noch ein nettes Paar zu Besuch, deren Wurzeln bis unter den Rhein reichten. Die hatten auch einen Trick. Immer unauffällig. Gut man wunderte sich, Latzhose für den Clubabend, passte das denn? Aber wenn Besichtigung war und alle Technik begutachtet wurde, wer hatte da Hand angelegt und repariert? Die Zwei. So ließe sich noch unendlich berichten, das ganze ist ja vernetzt und die Kontakte zu Stadt, Land und der weiten Welt riesig. Eins muss aber noch erwähnt werden. Was ist
der Ort wo sich alles trifft ob nun mit zwei Beine oder mit vier? Die Futterkrippe. Richtig. Also wenn dann die Heizung lief, gabs Frühstück. Die Uhrzeit, nach 12 Uhr mittags, störte dabei nur die Menschen, all die Schweinchen waren glücklich. Und wie auf jedem Bauernhof war auch hier manch bunter Vogel nur
so lange Gast, wie die Tröge gefüllt waren. Tröge leer, Vögel weg. Wenn nachgefragt wurde, hieß es, sie kämen von Takatuka-Land, einer meinte, es seien Bewohner von Hintertupfingen, aber kein Schweinchen nahm an ihrer Anwesenheit Anstoß solange sie nicht Geschäfte machen oder gemein wurden. Damit
niemand leiden musste, plünderten die Mitglieder ihre Vorratskammern und stellten ein buntes Büfett zusammen. Wenn der Spruch: Jede Speise, die du ist und noch nicht kennst, lässt dich 10 Jahre länger leben bestand haben sollte, hier konnte man sein Konto mindestens auf 200 Jahre aufstocken. Allein die Frage, was die Welt unter Tappas versteht wurden hier weltbewegend geklärt.
Nun bin ich am Ende. Nicht ohne meinen Märchenspruch los zu lassen: Und so lebten die drei kleinen Schweinchen glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende oder: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

 

 

 

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