Der Bauer und sein Esel

Veröffentlicht auf von Norberts


Der Bauer und sein Esel

Neulich besuchte ich die kleinen spanischen Inseln westlich von Afrika. Meine Freunde hatten mich eingeladen und so verbrachte ich ein paar schöne Tage am Strand und in einem kleinen aber edlen Hotel. Schnell wurde es mir dabei langweilig.
Also machte ich zu Fuss eine Runde über die Dörfer. Da traf ich in einer Pinte einen Bauern und kam mit ihm ins Gespräch. Wie die Kartoffeln so wachsen, wie es um die Wasser-Reserven bestellt sei und ob er sich denn auf seinen Hund verlassen könne. Der Bauer kam ziemlich schnell auf seinen Esel, nach ein paar Zigaretten hörte ich ihn nur noch über seinen Esel jammern. So rein äußerlich betrachtet hatte ich an dem Tier nichts auszusetzen, schönes Fell, nicht zu lange Ohren und dreckig war der Esel auch nicht. Einen dreckigen Esel hätte der Bauer eh nicht mit zur Pinte genommen und vor der Tür angebunden. Er wolle den Esel verkaufen, ob ich ihn nicht haben wolle. Nein, ich könne ihm den Esel nicht abnehmen, ich sei in einer Projektarbeit auf der Insel und die dauere in der Regel nur ein paar Monate. Weil er den Esel los werden wollte, war der Bauer ohne Esel zum arbeiten gegangen und das viele schleppen der Säcke bekam ihm gar nicht, schließlich war man hier fast 1000m über dem Meeresspiegel.
Ich wunderte mich sehr. Warum will denn keiner ihren schönen Esel, fragte ich. Nun einmal sei einer gekommen, der fragte ob der Esel englisch könne, wegen der Touristen. Dann kamen junge Mädels und wollten wissen, oder der Esel Milch geben könne. Und im letzten Jahr kam ein Zirkusdirektor und fragte ob der Esel Kunststückchen machen könne. Ja sagte ich, heute könne man doch alles lernen und wenn ein Bus Chinesen vorbei käme, sollte der Esel auch chinesisch können. Irgendwan hatte der Bauer dem Esel die Freiheit gegeben und der Esel hätte weglaufen können. Doch der Esel war nicht dumm, so gut ging es den wilden Tieren oben in den Bergen nicht. Futter war knapp, hin und wieder kamen Wilderer und untereinander waren sie sich da oben auch nicht grün. Ob der Esel nur dessen Anführer nicht mochte, ich wusste es nicht zu sagen. Da ich einige Zeit übrig hatte, blieb ich für ein paar Tage bei dem Bauern. Ich hatte mich bereit erklärt, dem Esel ein Bischen chinesisch bei zu bringen und ein paar Tricks für die Touristen. Also schmierte ich den Filzhut mit Honig ein und gab ihn dem Esel. Und dann bildeten wir einen Kreis und der Esel zog an uns vorbei und bekam ein paar Münzen in den Hut. Der Bauer war begeistert. Jedoch am nächsten Tag hatte der Esel alle Spiele vergessen und keine Ahnung mehr von den Regeln. Nur mit viel Mühe war dem Esel noch mal dieses Kunststückchen abzutrotzen. Auch das Chinesich hielt sich in Grenzen, meist kam was lustiges raus wen wir ihm Kreide unters Futter mischten. Richtig glücklich war keiner. Bis ich mich meines Laptops entsann. Das war die Lösung. Wenn jemand Klavier übte und richtig spielen konnte und dann lange Zeit nicht am Klavier war, wie hörte sich dann sein Spiel an? Wie ein Esel? Was half? Man musste das gute und richtige Spiel konservieren, womöglichst aus drei Filmen einen machen. Also begannen wir den Esel mit der Web-Cam zu filmen. Ein Forum wurde eingerichtet, jeder durfte diskutieren welche Farbe der Hut haben solle, ob der Honig am Hutrand des Esels Zähne schaden würde usw. Nach ein paar Tagen hatten wir schon richtig Geld verdient. Ein paar Firmen wollten auf unserer Webseite unbedingt Werbung schalten, ein paar Spanier fragten, ob es vom Esel auch schon Nachwuchs gäbe, aber verkaufen konnte der Bauer seinen Esel nicht mehr. Die Besucher wollten schon noch die Kuststücke sehen oder sein Kreide-Chinesisch, aber wir hatten dann immer eine Ausrede. Grade krank, der Tierarzt hats verboten usw. Selbst nachdem der Esel gestorben war und ein anderer seine Stelle einnahm, ein naher Verwandter, so stands in den Büchern, selbst da funktionierte der Film noch und das Internet.
So kam es, das der Bauer mit seinem Esel Geld verdiente, obwohl der Esel nur ein ganz normaler Esel war und was besonderes gar nicht konnte.




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